11- Von Wängle nach Pflach, 9,5 km, ca. 3-3,5h, anspruchsvoller Wanderweg +381/-485hm
Nach Frühstück und Busfahrt Richtung Wängle führt uns der Lechweg zunächst über den Höhenpanoramaweg. Von dort leitet ein Steig hinauf zur Costarieskapelle. Der kurze Anstieg lohne sich unbedingt! Der Panoramablick auf den Talkessel von Reutte ist wunderbar. Von dort aus geht es in Richtung Frauensee. Mit 150 Metern Länge und 120 Metern Breite wirkt der See nahezu unscheinbar.
Info: In der beeindruckenden Landschaft oberhalb des Frauensees bei Lechaschau findet sich die Costaries-Kapelle. Im Jahr 1856 ist dort eine „Ecce Homo“ (seht ein Mensch! – gemeint ist Jesus) Kapelle erwähnt. Die Kapelle, von der aus man einen wunderbaren Ausblick ins Tal hat, soll nach einem Waldarbeiter benannt sein. Doch noch eine andere Deutung ist möglich: Costa, Costaris (auch mit K geschrieben) ist eine vor allem in Bulgarien, Rumänien und Griechenland vorkommende Namensform von Konstantin (der Standhafte). In der Bibel trifft Abraham, aber auch Jesus den Versucher „costari“ auf einem Berg. Der Teufel verspricht Jesus die Weltherrschaft. Aber Jesus geht nicht darauf ein. Derjenige, der also der Versuchung widerstanden hat, ist der Standhafte. In Costari steckt das althochdeutsche Wort costa = kosten, schmecken, versuchen. Eine Versuchung durch den „Teufel“ kann ja auch erotisch und durch Frauen sein. Etwa die Versuchung im Paradies durch Eva und die Schlange. Dies würde zu den Geschichten, die es rund um den Frauensee gibt,
Eine weitere Besonderheit ist die Martinswand bei Lechaschau. Diese Felswand war ein Orientierungspunkt in der Landschaft. So hieß der Frauensee auch lange Hinterwandsee, da er von Wängle und Lechaschau aus gesehen, hinter der Felswand lag. Mitten im Felsen ist eine Figur des Hl. Martin angebracht mit der Jahreszahl 1882. Der Hl. Martin ist als Ritter überliefert, der seinen roten Mantel mit einem Bettler teilte. Der Martinstag am 11. November wird jetzt mit Laternenumzügen der Kinder gefeiert. Früher war es wohl der letzte Schlachttag (Martinsgans), Zahltag und Umverteilungstag nach Kirchweih um sich auf den Winter einzustellen. Nach dem Martinstag begann die 40-tägige Fastenzeit bis Weihnachten. Ob St. Martin in Bezug auf die Martinswand eine vorchristliche Bedeutung fortführt, ist nicht belegt.
Ein wahrer Ort der Kraft: Romantisch und idyllisch – Der Frauensee liegt etwas versteckt oberhalb von Lechaschau und wirkt ein bisschen geheimnisvoll. Für Romantiker genau richtig. Er lädt ein über die Liebe nachzudenken.
Info: In Gebiet Lechaschau gibt es Nachweise urzeitlichem Bergbaus von der Antike bis ins frühe Mittelalter. In vielen Höhlen und Gruben bauten Arbeiter Eisenerz bis ins frühe Mittelalter ab. Der Bergbau und das Innere des Berges war der Bereich der schwarzen Göttin. Unter den drei Bethen entspricht sie Borbeth. In der christlichen Mythologie findet sie ihren Wiederhall in der Hl. Barbara. Einen Bezug zur weiblichen Mythologie finden Sie in der Sage Drache im Urisee.
Der weitere Weg führte uns hinunter nach Hinterbichl. Wir überquerten den Fluss über die Fußgängerbrücke und wanderten weiter durch die Pflacher au Sie ist bekannt für ihre einzigartige Vogelvielfalt. Die Wildflusstrecken des Lechs mit Ihren Schotterbänken bieten Vogelbeobachtungstúrm. Hier beginnt der Vogel-Erlebnispfad.
Um in das Ortszentrum von Reutte zu gelangen, müsste man nach der Fußgängerbrücke den Lechweg verlassen. Reutte lassen wir heute aber links liegen und wandern noch bis Pflach. Hier ist unsere vorletzte Etappe auf dem Lechweg, im wahrsten Sinne des Wortes, gelaufen.
Ein richtig schöner Tag heute, besonders mit dem geheimnisvollen Frauensee.