Fahrradfahren wird immer beliebter – spätestens seit der Corona-Pandemie. Doch unsere Städte sind in Punkto Verkehr am Limit und der Ausbau der Fahrradinfrastruktur ist aufgrund von Raumkonflikten schwierig. Eine Lösung könnte sein, den Fahrradverkehr in die Höhe zu verlegen. Genau daran arbeitet das Schweizer Start-up Urb-X: an einem Fahrrad-Highway, der stressfreies Gleiten über dem Verkehr ermöglichen soll. Zudem sei er mit zwei Spuren pro Richtung und ohne Kreuzung sicherer und schneller als andere Radwege – für bis zu 4.000 Fahrräder pro Richtung und Stunde.

Statt für Radstreifen einen Teil der asphaltierten Straßen oder Fußgängerwege abzuknapsen, will Urb-X die Radler einfach in die Höhe verlagern. Und zwar mit schlanken Pfeilern auf die einfach ein in beide Richtungen zweispuriger Radschnellweg aufgesetzt wird.

Jeweils zwei Bahnen soll es in jede Richtung geben. Dadurch sollen die Strecken sowohl für gemütliche Radler taugen als auch welche, die flotter unterwegs sind. ⒸURB-X dacd6fe78270cfc8bf2972647c97e0abc9111b93

Die Idee von hochgestellten Radschnellwegen oder auch Velo-Hochbahnen ist an sich nicht neu. In den Niederlanden ziehen sich bereits seit Jahren Fahrradwege auf Pfeilern über Autobahnen, Flüsse und Straßen hinweg. Was das Konzept von URB-X besonders macht, ist laut Urb-X, wie es umgesetzt wird, und sein Mehrwert über die Infrastruktur für Radfahrer hinaus.

Um Bike-Highways in Hochlage kostengünstig und einfach erstellen zu können, baut Urb-X auf ein modulares Baukastensystem aus Holz.

Die Fahrbahnen bestehen aus einzelnen Segmenten, die gleich einer Carrera-Rennbahn an- und aufeinander gesteckt werden. Die Basis bildet dabei eine 20 Meter lange Energieschiene auf die dann Fahrspuren, Begrenzungen und alles andere aufgesetzt wird. Das gehe schnell und mit vergleichsweise wenig Aufwand. Gefertigt werden die Module zudem nicht aus Stahl, Blech, Plastik oder Beton, sondern aus einheimischem Holz. Die Idee dazu kam den Schweizer Entwicklern nach ihren eigenen Erfahrungen als Radler in der Stadt und auf dem Land.

Und, die Innovation geht weiter. Beispielsweise sollen die Fahrbahnen mit Heizelementen versehen sein, die sie im Winter eis- und schneefrei halten. Jedes Segment ist von vornherein mit einer Beleuchtung ausgestattet, die sich aber nur aktiviert, wenn die Fahrbahn genutzt wird. Das soll über Sensoren festgestellt werden, die in die Böden integriert sind. Dazu kommt bei längeren Strecken auch ein Verkehrsleitsystem mit kleinen Ampeln, die etwa vor Unfällen warnen, Spurwechsel und Sperrungen angeben können. Auch eine begrünte Überdachung soll möglich sein, die Radler vor der direkten Sonneneinstrahlung und Regen schützt – und dazu auch noch nett aussieht.

Mit Solarkollektoren versehen sollen URB-X-Strecken selbst für ihren Strombedarf aufkommen und sogar Überschuss produzieren. ⒸURB-X

Zwei Jahre Forschung und Entwicklung, so Bálint Csontos von URB-X, habe es gebraucht, um das Konzept auszutarieren und die vorgefertigten Elemente zu perfektionieren. Auch da die Bike Highways nicht nur als Radschnellwege funktionieren, sondern darüber hinaus einen Mehrwert liefern sollen.

Die Seitenbegrenzungen der Radwege sollen beispielsweise mit Solarpaneelen verkleidet werden. Dadurch soll jede Strecke gleichzeitig ein Kraftwerk darstellen, das einerseits die Strecke selbst, aber auch Haushalte mit Strom versorgen kann. Ebenso sollen die Radwege auch als Kabelschächte taugen. Statt unter die Erde könnten beispielsweise Glasfaserkabel einfach durch den hohlen Holzboden der Radstrecken hindurchgeführt werden.

Laut URB-X ist das Interesse an den Radschnellwegen ziemlich groß. Sowohl bei Städten und Gemeinden in Europa als auch bei Immobilienentwicklern und Betreibern von Industriearealen.

Mehr zum Thema, hier
https://www.urb-x.ch/bikehighways