Immer mehr Plastik belastet unsere Ozeane, das Meer ist voller Müll. Wir müssen unbedingt etwas dagegen machen. Zum heutigen Weltwassertag hier noch einmal mein schon im Februar veröffentlichter Blogbeitrag zu diesem Thema – man sieht immer Aktuell.

Seien Sie mal ehrlich, wie halten Sie es denn mit Ihrem Müll? Ab in einen Hundertlitersack und vor die Tür gestellt. Erledigt ist die Sache? Das Problem Müll kriegen wir, so scheint es wenigsten, nie wirklich in den Griff. Doch dass gehandelt werden muss, steht außer Frage.

Das Meer und der Müll: Gleichgültig, wo man ist, der Müll ist schon da. Die Menschheit hat sich dafür entschieden, 40 Prozent der jährlichen Kunststoff-Produktion zu nehmen und sie als Verpackungsmaterial zu benutzen, das dann innerhalb eines Jahres weggeworfen wird. Oft genug endet dies und mehr im Meer, wo es ein langes, zweites Leben beginnt. Nach Angaben der Vereinten Nationen stammen 80 Prozent des marinen Mülls vom Festland, der Löwenanteil: Plastik. Inzwischen treiben im Meer regelrechte Mülldeponien.

Die höchste Müllkippe der Welt: 8.850 Meter ragt der Mount Everest in den Himmel. Doch einem Problem unserer Zeit muss auch er sich trotz seiner Höhe und seiner Abgelegenheit stellen: der Umweltverschmutzung. Waren noch bis Mitte der 1980er Jahre gerade mal 150 Menschen auf dem Gipfel, explodierte ihre Zahl danach gewaltig.
Mittlerweile sind es weit über 2.200 Wagemutige. Alle diese Gipfelstürmer hinterlassen bleibende Erinnerung: Müll. Insgesamt, so schätzt man, sind dabei im Laufe der Zeit mehr als 600 Tonnen Abfall zusammengekommen. „Besser als gar nichts“ ist eine Initiative von Nepali und Deutschen, die gemeinsam versuchen, die Natur des Himalaya zu retten: Die Trekker betätigen sich als Müllabfuhr – und haben auch noch Spaß daran.

Unser Müllhaufen wächst und wird immer größer. Und mit ihm wachsen die Fragen: Wann landet der erste Müllcontainer auf dem Mond? Wann gehen die weltweit arbeitslos gewordenen Fischer statt auf Fischfang auf Plastikfang? Wir müssen den Müll loswerden. Aber wo anfangen? Erste Hilfe den Kunststoff-Müll zu unterbinden oder wenigstens zu verringern ist der sofortige, globale Produktionsstopp von Plastiktüten für den Einmalgebrauch. In China wird bereits ein Tütenverbot getestet.

Naturwunder wie der Grand Canyon, sind beeindruckende Erscheinungen, die ohne Zutun des Menschen entstanden. Heute ist der Mensch dabei, seine eigenen Welt-, bzw. Naturwunder zu kreieren, auch wenn diese beim Betrachter eher Schrecken als Bewunderung auslösen. Beeindruckend sind sie allemal. So zum Beispiel der „große pazifische Müllstrudel“.

Im östlichen Pazifik, in den sogenannten Rossbreiten (die Rossbreiten liegen etwa zwischen 25 und 35 Grad nördlicher und südlicher Breite zwischen Kalifornien und Hawaii) liegt ein Seegebiet in dem fast immer Windstille herrscht. Das Meerwasser in diesem Gebiet kreist langsam im Uhrzeigersinn, in der Mitte des Wirbels ist es nahezu regungslos. Unter Ozeanografen heißt dieses Gebiet gemeinhin „großer pazifischer Müllstrudel“. Auf der Meeresoberfläche schwimmen Plastiktüten, Flaschen-deckel, die Reste von Fischernetzen, Einmalrasierer, CD-Hüllen, Eimer, Kabeltrommeln, Zahnbürsten, Feuerzeuge. Das Gesamtgewicht dieses Plastikmülls beläuft sich auf geschätzte drei Millionen Tonnen.

 

Langsam dürfte es auch dem ahnungslosesten Leser dämmern, worum es sich handelt: Die größte wilde Abfalldeponie der Welt, wobei die Menschheit nur den Dreck zur Verfügung stellt. Angeliefert wird er dann von der Natur.

Im „großen pazifischen Müllstrudel“ sammelt sich der schwimmende Müll, ob er nun irgendwo von einer offenen Müllkippe ins Meer geweht wurde oder von einem Frachter verloren ging. Nach ein paar Jahren tanzt alles im großen Wirbel mit. Alle zwei bis drei Jahre hat es das Treibgut geschafft: Dann ist es nach 13.000 Kilometern wieder an seinem Ausgangspunkt angekommen. Drei Millionen Tonnen Kunststoff kreisen im pazifischen Müllstrudel – dabei ist er nur einer von sieben riesigen subtropischen Meereswirbeln, in denen sich seit mehr als sechzig Jahren der industrielle Abfall der Menschheit sammelt.

Wie ernst die ganze Sache ist, zeigt ein Besuch an einem beliebigen Strand dieser Welt. Gleichgültig wo man ist, der Müll ist schon da. Wenn man am Strand spazieren geht, (sie sollten dazu früh aufstehen) braucht man sich nur zu bücken und aufzuheben, was die letzte Flut angeschleppt hat: ein halbes Dutzend Flaschenverschlüsse, eine Zahnbürste, drei Plastikflaschen, ein Feuerzeug, Fetzen von Plastiktüten. weltweit werden jedes Jahr 225 Millionen Tonnen Plastik produziert. Unvorstellbare Mengen landen dann in den Ozeanen und dann auch am Strand. Man konnte es bei Bear Grylls sehen und selbst an den schönen Stränden der Costa de la Luz tauchte der Plastikmüll auf.

Ach ja: Zur Touristenattraktion wird der „große pazifische Müllstrudel“ wohl nicht werden. Zu lange ist die Anreise, zu unbequem die Realität, mit welcher der Besucher konfrontiert würde: Vor unserem Dreck vom Himalaja bis zum Pazifik gibt es kein Entrinnen mehr.

Für die Meere aber wird das zum Problem. Winzige Plastikreste schweben im Wasser und landen im Magen vieler Tiere – auch in denen von Makrele, Kabeljau und anderen Speisefischen. Das haben Biologen vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven nun an Fischen aus Nord- und Ostsee nachgewiesen. Fest steht: Es ist viel zu viel. Gefunden wurden die Partikel in allen Weltmeeren wo sie von Seevögeln, Walen und Lebewesen am Meeresboden aufgenommen werden. Über Speisefische können sie auch in den Menschen gelangen.

Die Forscher haben  den Mageninhalt und Verdauungstrakt von Makrelen, Flundern, Heringen, Dorschen und Klieschen aus Nord- und Ostsee untersucht. Dabei stellten sie fest, dass die Makrele deutlich häufiger Mikroplastik verschluckt als in Bodennähe lebende Fische wie Flunder oder Kliesche. Heringe scheinen dagegen zu bestimmten Jahreszeiten gar keine Plastikreste aufzunehmen.

Und dann war da noch die Geschichte mit den Quietscheenten. Der 10. Januar 1992 war ein verhängnisvoller Tag für 28.800 gelbe Entchen, blaue Schildkröten, grüne Frösche und rote Biber. Die Geschichte, um die es hier geht, begann, als im Nordwest-Pazifik ein chinesisches Containerschiff in Seenot geriet und dabei einen Transportbehälter mit Kinderspielzeug verlor. Seit diesem Tag treiben rund 28.800 Badeenten samt ihren Gummi-Genossen auf den Weltmeeren herum.

Ende Juli 2004 fanden dann Besucher am Strand der Baranof-Insel südlich der Stadt
Sitka/Alaska die ersten Gummitiere. Weitere schafften es bis Hawaii und an die strände von Argentinien.

Staunend verfolgte die Weltöffentlichkeit die Odyssee der Plantschtier-Armada. Die trieb, wohin die Meeresströmungen sie trug, getrieben von Wind und Strömung, angeknabbert von allerlei neugierigem Meeresbewohnern – ebenso wie Milliarden und Abermilliarden anderer Plastikteile. Damit kommen wir wieder zum Beginn der Geschichte.

Im Pazifik wurden die Quietscheentchen dann vom subarktischen Meereswirbel erfasst – ein gigantisches Wasserkarussell, das von starken Winden und der Erdrotation angetrieben wird. Der Wirbel ist eine der größten Müllhalden der Welt. Drei Jahre lang schwammen die Plastiktiere mit dem Müll im Kreis. Als sie an den Rand des Wirbels gerieten, wurden sie von arktischen Strömungen erfasst und durch die Beringstraße getrieben.. Im Jahr 2001 sichteten Seeleute den Schwarm zwischen Grönland und Island.

Im August 2007 landete dann ein erstes Entchen am Strand von Devon – neben Plastik-Einkaufstüten, Feuerzeugen, CD-Hüllen, Einmalrasierern, Golfbällen, Schraubverschlüssen, Zahnbürsten, Plastikdosen, Bierkisten, Blumentöpfen, Elektrosicherungen, Kabeltrommeln, Plastikteller, Spülbürsten. Hier schließt sich dann der Müllkreislauf.

Impressum: Verantwortlich 2016 Dipl.-Ing. Ullrich Höltkemeier – Die Storyfactory, Würzburg, Mail: ullrichhoe@gmail.com

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Plastikmüll gibt es überall auf der Welt