Doch damit haben nicht nur die Speicher ihre liebe Not, auch die Nerven der Empfänger werden mitunter kräftig strapaziert. Da geht nicht nur etliches gleich mehrfach beim Adressaten ein, sondern auch viel Überflüssiges.

Sicherheitshalber wird dieser oder jener noch „CC“ gesetzt. Und damit dann auch alle über den Verlauf einer Sache Bescheid wissen, wählt man statt „reply to sender“ gleich „reply to all“ – womit die Mail-Lawine erst richtig in Gang kommt.

Was macht das schon, denkt sich der routinierte Nutzer da. Doppelt gemailt hält schließlich besser und ist der Vorstellung, in Unwissenheit zu sterben, allemal vorzuziehen. Dabei wären viele über den Abbau des Nachrichtenberges sicher froh. Schließlich will alles gesichtet, gelesen, bewertet und gegebenenfalls auch beantwortet werden. Spätestens wenn der Bildschirm vor Nachrichten überläuft, wehrt man den Kommunikationsangriff sowieso nur noch mit der Delay-Funktion ab.

Konzentration auf das Wesentliche heißt hier fast schon die vergessene Devise. Auch wenn man dem Kollegen gerne eine Freude macht: Es ist keineswegs erforderlich, jede auch noch so unwichtige Nachricht weiterzugeben und wo möglich noch mit ellenlanger Vorgeschichte. Wenn sich der Leser endlich durch MFGs oder zur Info der Vorsender durchgehangelt hat, ist der Tag fast rum und viel Zeit vertan. Ganz abgesehen davon, dass solche Nachrichten auch schon mal an der Leistungsfähigkeit des Systems kratzen.

Wie wohltuend erscheinen da doch die Antwort-Mails so mancher Kollegen. Auf eine entsprechend gestellte Frage kommt als Rücksendung nur ja oder nein. Romane sind in dieser rasanten Zeit einfach out! Auch wenn der Reiz freilich da ist.

Schneller, höher, weiter, mehr – dass der menschliche Geist auch kommunikativ nach Fortschritt strebt, verwundert schon gar nicht mehr. Leider übersieht man dabei nur allzu leicht, dass die eigene Aufnahmefähigkeit begrenzt ist. Paralleles Denken und Arbeiten bleibt glücklicherweise den Maschinen vorbehalten. Und einen „Vor-Leser“ wie die Pharaonen einen Vorschmecker hatten, können sich wirklich nur die Wenigsten leisten.

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