Bis weit am Horizont sind sie zu erkennen, die riesigen Containerschiffe, die täglich Tonnen von Waren quer über die Weltmeere transportieren. Dazwischen tummeln sich Fähren, traditionelle Großsegler und als Highlight die schwimmenden Urlaubsträume, auf ihrem Weg zu ihren nächsten Kreuzfahrten – dort sind auch die Ship-Spotter mit ihren Teleobjektiven anzutreffen.

In Cuxhaven gibt es jetzt eine neue Spezies den„Ship-Runner“. Ich bin dann Vorort wenn es darum geht mit einem „Riesen der Meere“ um die Wette zu laufen – sich in Kraft und Schnelligkeit mit ihm zu messen. Drei Kilometer ist die Strecke – vom Fährhafen in Cuxhaven zur Kugelbake oder zurück.

Ob ich gewinne oder verliere ist mir dabei zweitrangig, Hauptsache es macht Spaß! Auf die Frage „WARUM das alles“ ist die Antwort: „Weil es doch so einfach ist, weil es den Kopf frei macht, weil es Kalorien verbrennt, weil es Spaß macht, weil die „Dicken Pötte“ halt da sind (hier in Cuxhaven) – und weil ich es kann!“

Angefangen hat alles 2017 mit der Queen Mary. Sie kam im Oktober an Cuxhaven vorbei. Dies war mein ERSTER Big-Ship-Run, den ich auch prompt verloren habe. Danach kamen viele, viele weitere Schiffe.

2018 war ich mit 104 Schiffen im Wettkampf, dabei kamen 312 Wettkampf-Kilometer (Strecke: 3 km) und insgesamt (plus Hin- und Rückweg) 936 km, zusammen.

2019 waren es dann etwas weniger Schiffe. Ganze 71, bei 213 Wettkampf-Kilometern und insgesamt 640 Kilometern.

Heute, aktuell 2020 sind es bisher 59 Schiffe. Das sind 177 Wettkampfkilometer bei insgesamt 531 Kilometern.

Jetzt möchte ich euch einige herausragende Wettkampfpartner (Big-Ships) in 2020 vorstellen. Am 04. 01 .2020 traf ich vor Cuxhaven auf die APL CHANGI. Es war das zweite Schiff in 2020 und es war ein Schietwetter. Baujahr: 2013.; DWT: 150166 t; Container: 17292 TEU; Länge: 397.56 m; Breite: 51.00 m; Maschinenleistung: 63910 KW; Geschwindigkeit: 22.00 kn.

Eines der damals größten Containerschiffe der Welt kam recht spät an Cuxhaven vorbei, es war schon dunkel. Und so kam ich zu meinem ersten Nachtlauf in 2020, den ich aber gewann. Es war eine lange Nacht mit positivem Ergebnis.

Ein Höllenritt war der Lauf am 16. 02.2020 gegen die APL Le Havre – bei Regen und viel Wind – 12 Grad und Sturm. Den Lauf habe ich aber knapp gewonnen. Baujahr: 2012; DWT: 120000 t; Container: 10070 TEU; Länge: 349.00 m; Breite: 46.00 m, Maschinenleistung: 84280 KW.

Es war schon weit in der Corona-Zeit, als der Kreuzfahrer EUROPA 2 nach Cuxbaven kam. Die Europa 2 ist ein Kreuzfahrtschiff der Reederei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Sie wurde seit September 2011 bei STX France in Saint-Nazaire gebaut und Ende April 2013 an den Auftraggeber abgeliefert. Seitdem wird sie von der Reederei für Kreuzfahrten in verschiedenen  Fahrtgebieten . Der Luxusliner „Europa 2“ sorgte bei der Einkehr an der Elbmündung für Aufsehen.  Und ich wollte gegen sie laufen.

Die One Cygnus war schon von Weitem zu sehen. Sie war der Wettkampfpartner am 26. August 2020. Baujahr: 2019: DWT: 138611 t; Container: 14026 TEU; Länge: 364.00 m: Breite: 50.60 m; Maschinenleistung: 58040 KW. An einem regnerischen Tag und viel Wind traf ich den „Pink Panther“ und habe den Lauf gewonnen.

Wettkampf gegen die Größten
Am 10. Juni 2020 war es soweit. Ein Giganten-Treffen war angesagt. So ergab sich für mich die Chance gegen zwei der größten Containerschiffe der Welt zu laufen – sie einige Kilometer zu begleiten. Zuerst traf ich, auf der Hinfahrt nach Hamburg, die MOL TRIBUTE und einige Stunden später auf der Fahrt von Hamburg kommend die HMM Algeciras – das, im Augenblick, größte Containerschiff der Welt. Es sind, für das Jahr 2020, die Schiffe 33 und 34. Im Zeitraum Ende 2017 bis Ende 2018 waren es beispielsweise 122 Schiff-Wettläufe. Davon habe ich 73 gewonnen und 48 verloren.

Die Strecke 3 km (mit hin und zurück Laufen ca. 8 km). Für die MOL TRIBUT ging es von der Kugelbake bis zum Fährhafen und für die HMM Algeciras, dann gegen 19:30, die 3 km zurück.

Hier einige Daten zu den Schiffen:
>MOL TRIBUTE – 400 m lang, 58,8 m breit – Ladekapazität: 20.170 TEU (Anzahl der 20-Fuß-Standardcontainer). Fahrtgeschwindigkeit bei Beginn des Wettkampfes: 14,3 Knoten.

>HMM Algeciras – Die 400 Meter lange und 61 Meter breite „HMM Algeciras“ (bis zu 16,50 Metern Tiefgang) befindet sich auf ihrer Jungfernreise und macht erstmals im Hamburger Hafen fest. Ladekapazität 24.000 TEU (Anzahl der 20-Fuß-Standardcontainer). Fahrtgeschwindigkeit zum Beginn des Wettkampfes ca. 10 Knoten

Und dann war es soweit
Die MOL TRIBUTE – ein riesiges Containerschiff, 20.170 TEU, kam sehr schnell in die Elbemündung (ca. 14 Knoten) das konnte ich heute nicht gewinnen. Doch, auf der kurzen 3 km Strecke, war es seht knapp. Aber verloren ist halt verloren!

Ich hatte aber, ja noch ein weiteres Ziel: HMM Algeciras. Gegen 14:00 Uhr sollte sie den Hamburger Hafen verlassen – was auch recht pünktlich passierte. Es war dann schon ca. 19:30 Uhr als das Schiff am Horizont sichtbar wurde. Langsam schob sich das riesige Containerschiff aus der Elbmündung in die Nordsee – so langsam, dass man den Eindruck hatte, zu Fuß schneller zu sein.

Um diesen Lauf zu gewinnen hatte ich die Hoffnung dass dies auch wirklich so war, hatte ich sie doch am Sonntagabend verpasst. Nachts und unplanmäßig früh hat sich die „HMM Algeciras“, derzeit größtes Containerschiff der Welt, am Wochenende an Cuxhaven Richtung Hamburg vorbeigeschlichen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Am Mittwoch, bei der Rückfahrt, sollte es soweit sein.

Die HMM Algeciras kam relativ gemütlich in die Elbemündung. Erst, wenn das Schiff, einem gegenüber steht, ist die wahre Größe vorstellbar. Der Lauf starte am Fährhafen. Ich warte dort geduldig bis die HMM Algeciras meine Höhe, die Startlinie,  erreicht hatte. Dann ging es los, ganz einfach los, ohne Startschuss und so. Schnell setze ich mich ein wenig ab. Nach 200 m war das Containerschiff hinter mir. Huch, ein einfacher Sieg? Beim besten Willen, NEIN!

Es sind jetzt noch etwa 1-1,5 km bis zur Kugelbake und die HMM Algeciras holt auf. Hat der Kapitän mich vielleicht bemerkt und gibt Gas? Das sicher nicht!.

Die Kugelbake, das imaginäre Ziel, kommt immer näher und das Containerschiff auch! Erschwerend kommt hinzu, dass eine Menge von Zuschauer im Umkreis der Kugelbake  warten, um das riesige Schiff zu sehen.

Doch dann, von jetzt auf gleich ist alles vorbei. Diesen Lauf habe ich gewonnen, wenn auch sehr, sehr knapp. Ich bin fix und fertig, aber auch glücklich!! Jetzt, noch ein „Gute Fahrt“ an den Containerriesen und dann geht es nach Hause. War ein toller Lauf.

Und es ging weiter
Am 27.09.2020 war es die EVER GIFTED, mit der ich Spaß hatte und gewann. Baujahr: 2018; DWT: 218000 t; Container: 20388 TEU; Länge:400.00 m; Breite:58.80 m; Maschinenleistung: 59250 KW.

Eine der größten Yachten der Welt, die Eclipse, traf ich dann zufälligerweise am 30.09.2020 vor Cuxhaven zum Wettkampf. Die Eclipse ist eine Yacht der Superlative: Mit einer Länge von 162,5 Metern ist das Schiff die zweitlängste Privatyacht der Welt.

Gebaut wurde die Eclipse in der Hamburger Werft von Blohm + Voss, in der sie zuletzt im Winter 2015 zu Wartungsarbeiten lag. Die auf einen Gesamtwert von 850 Millionen Euro geschätzte Yacht bietet auf ihren neun Decks unter anderem Innen- und Außenpool, ein Kino, eine Diskothek, zwei Hubschrauberlandeplätze, 20 Jet-Skis, vier Motorboote, ein U-Boot, ein Raketenabwehrsystem und 36 Gästekabinen. Stapellauf: 12. Juni 2009; Länge: 162,5 Meter; Breite: 21,5 Meter; Tiefgang: max. 5,8 Meter; Besatzung: 70

Ein Riese war auch die TOLEDO TRIUMPH. Das Containerschiff hat eine Länge von 365 m und eine Breite von 51 m. Container: 13870 TEU. Baujahr 2017. Die Schiffe des Millau-Bridge-Typs zählen zu den ULCS-Containerschiffen. Auch sie war ein Big-Ship, welches ich zufälligerweise traf. Gewonnen habe ich trotzdem.

So, das waren einige herausragende Beispiele meiner „Wettkampfpartner“. Ob ich dabei gewinne oder verliere ist zweitrangig, Hauptsache es macht mir Spaß und die Schiff sind richtig groß! Auf die Frage „WARUM das alles“ ist die Antwort: „Weil es doch so einfach ist, weil es den Kopf frei macht, weil es Kalorien verbrennt, weil es Spaß macht, weil die „Dicken Pötte“ halt da sind (hier in Cuxhaven) – und weil ich es kann!“

So werden für den Rest 2020 sicher noch einige „Dicken Pötte“ zu mir nach Cuxhaven und zum Wettlauf über 3 km kommen. Solange es riesigen Spaß macht, bin ich immer dabei. Vielleicht sehen wir uns einmal. Bis dahin viel Spaß beim Laufen und bleibt Gesund.