Solche Monsterwellen (auch Freakwellen, Riesenwellen oder Kaventsmänner genannt) galten für Jahrhunderte als Seemannsgarn. Erst seit 1995 sind sie anerkannt. Nun liegt eine Messung aus Kanada vor, die eine Monsterwelle von bislang nicht gemessenem Ausmaß belegt.
Am 17. November 2020 erfasste eine Freakwelle von 17,6 Metern respektive 19,5 Metern Höhe (gemessen gegenüber dem vorhergehenden respektive nachfolgenden Wellental) eine Messboje der kanadischen Firma MarineLabs. Das ist zwar in absoluten Metern nicht so hoch wie die zu Neujahr 1995 in Norwegen gemessene „Draupner-Welle“ (25,6 Meter), relativ zum gerade vorherrschenden Seegang aber deutlich mehr. Die Draupner-Welle ereignete sich bei starkem Wellengang von durchschnittlich zwölf Metern, während der Pazifik am Messort zur Messzeit „nur“ ungefähr sechs Meter hohe Wellen schlug.
Mit der relativ gerechnet dreifachen Höhe gilt die MarineLabs-Welle als die extremste je gemessene Monsterwelle überhaupt. Gemessen wurde sie etwa sieben Kilometer vor dem Ort Ucluelet an der Westküste Vancouver Islands, in etwa 45 Meter tiefem Wasser im Bereich der Amphitrite-Bank (48,9° N, 125,6° W).

Und so funktioniert es …
Freakwellen sind vorwiegend windgetrieben. Winde können auf See über tausende Kilometer ungestört Wasser vor sich hertreiben. Einerseits können schnellere Wellen langsamere einholen, andererseits können Wellen aus unterschiedlichen Richtungen zusammenlaufen. Überlagern sich dabei an einem Punkt die Amplituden mehrerer Wellen in passender Weise, addieren sich die Amplituden. So kommen scheinbar aus dem Nichts riesige Wellen zustande, die gleich wieder verschwinden. Sind sie mindestens doppelt so hoch wie die vorherrschenden Wellen, heißen sie Monsterwellen.
Sie können selbst große Schiffe schwer beschädigen oder sogar zerbersten lassen. Riesenwellen können auch an Küsten auflaufen, unter Umständen begünstigt durch ansteigenden Meeresgrund. Auf Vancouver Island, aber beispielsweise auch in Neuschottland, haben überraschende Wellen schon mehrmals Menschen vom Ufer ins Meer gerissen. Für sie endet das oft tödlich.
Die Messboje …
… ist Teil der CoastAware-Plattform der kanadischen Firma MarineLabs. Die Plattform besteht derzeit aus 26 Messbojen vor den Küsten Kanadas und der USA. Noch dieses Jahr wird CoastAware 70 Bojen umfassen, die aus Solarzellen gespeist werden.
Häfen, Schiffsbetreiber, Kapitäne, Kanadas Wetteragentur und Küstenarchitekten können die Ergebnisse abrufen. Sie helfen bei der Schifffahrt und bei der Planung von Häfen und Wellenbrechern, nicht zuletzt zur Vorbereitung auf den Klimawandel.