So weit, so gut – ich wollte dort einmal per Pedes, also in Laufschuhen, diese 24 Kehren rauf laufen. Die berühmte Aussage an Jan Ullrich im Hinterkopf „Quäl dich du Sau“. Eigentlich aber hätte mir das Streckenprofil schon den Mut nehmen sollen, aber ….. wenn man es nicht ausprobiert hat, weiß auch man nicht ob man es geschafft hätte. Glücklicherweise, war es eine Vor-Corona-Zeit, und so alles viel, viel einfacher.

Die Laufstrecke: Die Tremola


Bei dieser Straße handelt sich um die antike Straße der Val Tremola, welche ihre Liebhaber einfach „La Tremola“ nennen. Sie wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von den Helvetiern dort gebaut, wo sich vorher lediglich ein enger Saumpfad befand; es handelt sich um ein Meisterwerk des Straßenbaus, das Airolo (Kanton Tessin) mit dem Gotthard-Pass verbindet. Eine unglaubliche Kopfsteinpflaster-Schlange, welche sich mit ihren 24 Kurven gewunden auf 2.091 Metern Höhe bis zum Gotthard hinaufschlängelt.

Naja, das letzte Mal als ich Kopfsteinpflaster gelaufen bin, war ich im Wald von Arenberg unterwegs – ein 2400 Meter langer, gerader, mit Kopfstein gepflasterter Waldweg. Man kennt diesen Teil durch die Radrennfahrer. Es ist die Hölle des Nordens. Und in der Mitte der spektakulären Radrenn-Strecke wartet eine 2400 Meter lange schnurgerade Schneise, wo Selbstüberwindung und Sturzrisiko ihren Höhepunkt erreichen.

Ich bin diese 2400 Meter schon einmal gelaufen (vielleicht war ich sogar der Erste?), aber eine Wiederholung werde ich mir und meinen Füßen sicher nicht antun – hatte ich mir damals geschworen. Und was mache ich jetzt? Ich laufe Kopfsteinpflaster über 13 km – und das auch noch Bergauf – VERRÜCKT

Der Weg, die Steigung, das Pflaster
Die Tremola steht praktisch ausschließlich den Fahrrad-Fahrern, aber selbstverständlich auch den (Verrückten) Läufern zur Verfügung. Autos und Motorräder müssen auf die nahe gelegene Schnellstraße ausweichen- was für ein Glück.

Auifwärts über die Tremola – für Läufer, Fahrradfahrer, und ab und zu auch einem Postkutschen-Gespann.


Es geht los, im Zentrum von Airolo. Ab dem Km 5 startet dann der spektakulärste Abschnitt (und der schwierigste), denn ab hier beginnt der Läufer-Fuß-Albtraum – durchgehend eine Pflasterung mit Kopfsteinpflaster und eine Straße, welche mit einer Reihe von engen Abschnitten und gewagten Kurven nach Oben führt. Die gleichbleibende Steigung, stets um 7%, macht einen FERTIG, und richtig schwierig wird es dann zusätzlich, an den Stellen, welche eine Steigung von bis 12% aufweisen.

(Alle Bilder und Zeichnungen: cartulli – CCC Cuxhaven-Cartoon-Center)


Die Daten:
Start:1.159 m (Airolo)
Ziel:2091 m (Gotthard-Pass)
Länge: 12,7 km
Höhenunterschied:932 m
Durchschnittliche Steigung:7,4 %
Höchste Steigung:12 %

Es geht los!
Ich war schon recht aufgeregt und startete recht schnell um dann ein wenig später in einem moderaten Tempo zu Laufen. Ich kann euch nur sagen, es war schon zu Beginn recht anstrengend und auf der Hälfte der Strecke wusste ich schon dass meine Tempo nicht das Optimale war – ich war viel u schnell! Aber ich biss die Zähne zusammen und verringerte etwas das Tempo. Ich wollte eigentlich die Füße gerade aufsetzten, aber bei dem Kopfsteinpflaster war das Aussichtslos. Immer wieder musste ich mal auf den Fußballen laufen, was sich für meine Waden als sehr problematisch erwies. Der Lauf zog sich immer mehr und mehr, die Straße wurde immer länger und länger und gefühlt auch immer steiler!

Doch plötzlich machten meine Waden zu. Ohhhh NEIN!! Nicht jetzt!! Nicht so kurz vor dem Ziel! Ich mobilisierte die letzten Kraftreserven und gab noch mal alles. Und dann……… das Ziel, der Gotthard-Pass!!! Naja geschafft war nicht nur das Ziel „Laufen über die Tremola auf den Gotthard“, sondern auch ich.

Das war ein hartes Stück Arbeit! Hi Hi Hi Hi!! Die Waden waren hart wie Stein, aber das war es Wert! Über die Zeit will ich hier gar nicht reden, denn nur der Moment und das Ankommen war wirklich wichtig.