Doch nur die Schwachen, die beim Kampf um Geld und Geltung in den Arenen nicht mithalten können. Die einen spielen Badminton, die anderen Tennis. Die einen Laufen, Fahren Rad und Ski fährt, wer es mag, auf Schnee, Gras oder Rollen. Olympia ist überall.
Ach ja Olympia, und wieder haben wir das vertraute Bild: Olympia, jetzt die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro, gehen los, und schon tauchen Sie auf die Schattenrisse von Injektionsspritzen und Ampullen. Epo wirft seine Schatten übers Land und was es sonst da noch alles so gibt.
Was aber geschieht auf dem grauen Beton, der Laufbahn im Station, dem Schwimmbecken …? Der edle Wettbewerb, bei dem dabei sein alles ist, findet heute nicht statt. Ernsthafter Sport, so stellt schon Georg Orwell fest, hat nichts mit Fair play zu tun. Alle Spiele, bei denen es um den Sieg geht, sind voller Eifersucht und Hass, es wird geprahlt, es werden Regeln missachtet, und das Publikum findet ein sadistisches Vergnügen darin, der Anwendung von Gewalt zuzuschauen.
Was aber schluckt der Athlet nicht alles, um schneller und besser zu sein als der Konkurrent? Was ist wahr an den Leistungen der Sportler und was nicht? Ist der Athlet denn überhaupt noch gesund?
Es ist schon eine komische Sache. Bei den Triathleten, in der Leichtathletik, aber auch bei den Schwimmern, und besonders auch bei den Rennradfahrern sind heute vorwiegend Asthmatiker unterwegs. Damit sind mit ihnen leistungssteigernde Medikamente zugänglich, die anderen verboten sind. Man hustet sich sozusagen zur Goldmedaille.
Doping ist immer und überall
Als die Olympischen Spiele der Antike, größtenteils mit Kampfsportarten, ins Leben gerufen wurden, siegte stets der stärkste Athlet. Die Zeit, da ein sportlicher Wettkampf alleine durch das Können eines Athleten entschieden wird, endet jedoch spätestens dort, wo Sportgeräte und eine persönliche Ausrüstung zum Einsatz kommen. Kontroverse Diskussionen entfachte beispielsweise die Olympia-Teilnahme von Oscar Pistorius an den Sommerspielen 2012 – der wegen seiner Carbon-Prothesen „Blade Runner“ genannte beidseitig unterschenkelamputierte Athlet lief in London im 400-Meter-Einzel und der 4×400-Meter-Staffel für das Team Südafrika.
Dopen mit Elektromotoren statt mit Chemie
Und wenn es keine Chemikalie ist, dann ist es so etwas wie Techno-Doping.In den 2000der Jahren fielen dank Ganzkörperanzügen mit Hightech-Oberfläche, zahlreche Schwimmrekorde. Bei den jetzigen Spielen 2016 ist die Badehose wieder im Trend.
Gerüchte gab es schon lange, doch seit dem 31. Januar 2016 herrscht Gewissheit: Motordoping im Radsport existiert. Die eine erst 19-jährige Belgierin hatte ein Rad mit verborgenem Elektromotor an der WM-Strecke. Jenseits aller Spekulationen ist es aber Fakt, dass man Räder mit Elektroantrieben ausrüsten kann, die von außen nicht ohne weiteres entdeckt werden können. Rennmaschinen mit unsichtbaren Motorn sind ab 4.500 Euro zu haben.
Die Firma Vivax etwa bietet für knapp 3000 Euro ein System an, bei dem der Motor in das Sattelrohr eingebaut wird und der Akku etwa in einer Trinkflasche am Rahmen versteckt werden kann. Ein Zahnkranz überträgt die Kraft auf die Kurbelachse des Rads. Der Motor wird über Bluetooth aktiviert, der versteckte Schalter befindet sich unter dem Lenkerband oder an den Bremsschaltgriffen.
Doch glaubt man neuesten Berichten, sind die Minimotoren im Sattelrohr längst überholt. Ein leiseres System, bei dem mit einem elektromagnetischen Antrieb gearbeitet wird, sei bei Profis im Umlauf, berichtete die italienische Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“ vor einigen Wochen. Auch ein TV-Bericht aus Frankreich bestätigt die neue Technik – die Journalisten trafen in Ungarn den Radtechniker Varjas, der das System auch an Profis verkauft haben will. Dabei wird eine Hinterradcarbonfelge frisiert, indem dort Magneten eingearbeitet werden.
Der Profiradsportverband UCI hat inzwischen auf die Problematik reagiert und scannt seit einigen Monaten vor Wettkämpfen Räder auf Motoren und Akkus. „Wir glauben, dass Motordoping eine ernsthafte Bedrohung für unseren Sport ist, wir nehmen das sehr ernst“, so Brain Cookson. Erst Anfang des Vorjahrs wurde der Strafenkatalog um den Punkt „technologischer Betrug“ erweitert.
Schmutziger Sport
Doping ist wieder in! Verschoben haben sich nur die Koordinaten. Der Osten ist nicht mehr die für seine Topstars vor Enttarnung absolut sichere Dopingzone, der Westen hat beim Manipulieren gewaltig aufgeholt.
Offiziell wird Doping weltweit geächtet, inoffiziell hält sich allerdings kaum jemand daran. Solange die auf Superlative versessene Gesellschaft dem manipulierten Rekord huldigt, bleibt alles beim Alten. Doch der Spaß am Sport ist raus, seitdem Doping und Geld zugegriffen haben. Eine Menge Rekorde sind unglaubwürdig.
Und da konnte es nicht wirklich überraschen, was der kanadische Rechtsprofessor Richard McLaren an Substanz in seinem Ermittlungsreports zum Doping in Russland ausbreitete. Das russische Sportministerium soll weitestreichende Manipulationen während der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 und auch bei anderen Veranstaltungen mit Hilfe des Geheimdienstes FSB „gelenkt, kontrolliert und überwacht“ haben.
Und was geschah anschließend? Eigentlich nicht viel! Oder wenn man die sauberen Sportler hört „Nicht genug“. Der IOC-Präsident Thomas Bach steht nach der Olympia-Zulassung für russische Sportler trotz des massiven, bewiesenen Dopingbetrugs heftig in der Kritik.
Beteuerungen eines sauberen Athleten sind gut, Kontrollen sind besser. Trotzdem, der nächste Dopingfall wird kommen, so sicher wie Ostern und Weihnachten. Warum auch soll der Sportler ehrlicher sein als die Gesellschaft?