Die Zeiten, in denen Piraten die Meere unsicher machten, sind auf den meisten Meeren längst vorbei. Aber es gibt Piraten, die völlig unspektakulär zu großen Schätzen gelangen. Dabei handelt es sich um die Produktpiraten, die ungeniert Markenprodukte kopieren und in großen Mengen günstig verkaufen.
Was zunächst mit billigen Kopien von Kleidungsstücken oder modernen Modeartikeln begonnen hatte, zieht weite Kreise. Während die billig erworbenen Textilien oft bereits nach wenigen Waschgängen stark an Farbe verlieren oder andere Qualitätsmängel offenbaren, sind Mängel an kopierten Konsumgütern und technischen Produkten deutlich bedenklicher. Man stelle sich nur vor, dass solche kopierten Markenteile in Flugzeugen oder Kraftfahrzeugen zum Einsatz kommen.
Den Preis für die schlechten Kopien zahlt letztendlich der Kunde, dessen billig erstandenes „Markenprodukt“ früher als erwartet Mängel zeigt oder ganz ausfällt. Aber auch für die Hersteller von Markenprodukten ist der Umgang mit dieser Situation nicht einfach. Denn gerade im technischen Bereich kann dies schnell dazu führen, dass man Markenherstellern nachsagt, minderwertige Produkte zu produzieren. Und dann?
Sowohl für Kunden als auch für Markenherstellern ist es schwierig, sich im globalen Netz der Produktpiraterie zurechtzufinden, zumal die Möglichkeiten zum Abkupfern von Produkten teilweise von der Industrie sogar selbst vorangetrieben wurde, indem man Produktionsstätten ins Ausland verlagerte. Dazu kommt, dass in Ländern wie China das Nachmachen von Produktideen nicht unbedingt als negativ betrachtet wird.
Moderne Piraten sind eben nicht an einer Augenklappe oder einem Holzbein zu erkennen. Vielmehr sollte man als Kunde stutzig werden, wenn ein Produkt besonders günstig angeboten wird und sich nicht nur über das tolle Schnäppchen freuen. Denn nur wenn alle Entwickler und Einkäufer über mögliche Kopien informiert sind, können größere Schäden für Kunden und Markenhersteller vermieden werden.
Hinweis in eigener Sache:
Hö’s Kolumme erscheint in 2018 immer Freitag’s um 10:00 im Blog „Die Storyfactory“. viel Spaß beim lesen. Ihre Meinung zu den Themen würde mich freuen. Mail über ullrichhoe@gmail.com