Der Ice Cube, ein Bauwerk nördlich des Stadtzentrums der chinesischen Hauptstadt Peking, war für die Olympischen Sommerspiele des Jahres 2008 als Schwimmzentrum errichtet worden, doch bei den gerade abgeschlossenen Winterspielen trugen hier die Curling-Teams ihre Wettkämpfe aus: Bei den Männern konnte die Mannschaft aus Schweden jubeln, bei den Frauen hatte Großbritannien die Nase vorn. Gold im gemischten Doppel ging an Stefania Constantini und Amos Mosaner aus Italien.

Die Steine, mit denen die Athleten in Peking spielten, stammten allesamt aus der Heimat des Curlings: aus Schottland. Im Firth of Clyde, einem Meeresarm an der schottischen Westküste, liegt die kleine Vulkaninsel Ailsa Craig. Wörtlich übersetzt heißt der Name so viel wie „Elizabeths Felsen“.

Ailsa Craig aus dem All Foto: Satellite Imagery Supplied by European Space Imaging / Maxar Technologies

Rohstoff für die besten Curling-Steine der Welt

Auf der Insel befindet sich ein Steinbruch, in dem das Granitgestein Ailsite gewonnen wird. Es ist der Rohstoff für die besten Curling-Steine der Welt. Blue Hone und Ailsa Craig Common Green heißen die beiden Gesteinssorten, die auf der Insel vorkommen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie wenige Poren haben – und selbst dann im Idealfall nicht zerspringen, wenn sie mit Wucht aufeinandertreffen. Die Porenarmut des Gesteins sorgt außerdem dafür, dass möglichst wenig Wasser eindringt, das dieses beim Gefrieren sprengen könnte. Beide Sorten von Ailsite finden für die Fertigung der jeweils rund 20 Kilogramm schweren Steine Verwendung.

Der Hersteller, die Firma Kays of Scotland, hält das weltweite Monopol. Nur seine Produkte dürfen bei Wettbewerben der World Curling Federation sowie den Olympischen Winterspielen verwendet werden. Die Firma ist bereits seit 1851 im Geschäft und hat schon das erste Olympische Curling-Turnier im Jahr 1924 in Chamonix ausgestattet.

Die Curling-Steine werden in Handarbeit hergestellt. Ein Stein pro Stunde entsteht auf den teils jahrzehntealten Maschinen der Firma. Die Steine werden so geschliffen, dass die Unterseite konkav ist. Das führt dazu, dass sie auf dem Eis nur auf einem dünnen Ring gleiten, etwa 6 bis 13 Millimeter breit und 130 Millimeter im Durchmesser.

Zwischen Stein und Eis sammelt sich dabei eine dünne Wasserschicht. Sie ist vorn und hinten unterschiedlich dick, daher laufen die Steine auf einer gekrümmten Bahn, die durch das Wischen mit dem Curling-Besen weiter beeinflusst werden kann.

Alle Zeichnungen: cartulli 03.2022 – CCC Cu8xhaven-cartoon-Center

Moderne Exemplare, wie die in Peking verwendeten, sind inzwischen mit einem batteriebetriebenen Wärmesensor ausgestattet. Er verrät, ob Spielerin oder Spieler den Stein regelgerecht losgelassen haben. In diesem Fall leuchten zwei grüne LEDs am Stein, sonst flammen sie rot auf. Es geht um die Frage, ob der Stein beim Abgeben auch über die sogenannte Hogline hinaus festgehalten wurde. Diese Markierung zeigt den Bereich an, ab dem ein Stein nicht mehr berührt werden darf, auch nicht mit dem Besen.

Aber noch einmal zurück zu Ailsa Craig. Heute gibt es auf der Insel keinen elektrischen Strom, kein Trinkwasser und kein landwirtschaftlich nutzbares Land. Trotzdem stand die Insel vor einigen Jahren wohl zum Verkauf, ist aber mittlerweile nicht mehr auf dem Markt. Und kaum jemand würde wohl Ailsa Craig kennen – wäre es nicht die Insel der Curling-Steine.